Die Steuerschuldumkehr (reverse charge) ist ein Umsatzsteuersystem, bei dem die Steuerpflicht vom Lieferanten auf den Käufer übergeht. Dieses System hat das Ziel, Steuerhinterziehung zu verhindern und den Handel zu vereinfachen, insbesondere innerhalb der Europäischen Union.
Wie funktioniert die Steuerschuldumkehr?
Im Standard-Umsatzsteuersystem führt der Lieferant die Steuer ab. Im Steuerschuldumkehr-System hingegen führt der Käufer die Steuer ab.
Das bedeutet, dass der Lieferant eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer ausstellt und der Käufer diese selbst in seiner Steuererklärung anmeldet und abführt.
Dieser Mechanismus wird hauptsächlich zwischen Umsatzsteuerpflichtigen und bei grenzüberschreitenden Transaktionen innerhalb der EU angewendet.
Wann wird die Steuerschuldumkehr angewendet?
Es wird zwischen dauerhaften und vorübergehenden Anwendungen unterschieden:
Dauerhafte Steuerschuldumkehr – gesetzlich festgelegte Bereiche:
z.B. Lieferung von Gold, Bau- und Montagearbeiten, Immobilien, Lieferung von Waren, die im Anhang 5 des UStG aufgeführt sind.Vorübergehende Steuerschuldumkehr – festgelegt durch die Regierung im Anhang 6 des UStG:
z.B. Mobiltelefone, Spielkonsolen, integrierte Schaltkreise, Emissionsrechte.
Die Steuerschuldumkehr wird am häufigsten im Bauwesen, im Handel mit Technologien und bei grenzüberschreitenden Lieferungen von Dienstleistungen und Waren innerhalb der EU angewendet.
Wie wird im Reverse-Charge-Verfahren richtig fakturiert?
Bei der Ausstellung einer Rechnung müssen die Anforderungen gemäß § 29 UStG eingehalten werden. Die Rechnung enthält keinen Mehrwertsteuersatz und keine Steuerbeträge. Sie muss jedoch eindeutig angeben, dass „Die Steuer wird vom Kunden abgeführt“.
In Deutschland muss der entsprechende Paragraph des UStG angegeben werden.
Innerhalb der EU wird häufig der Hinweis „Reverse Charge“ verwendet.

Praktisches Beispiel:
Die Firma ABC GmbH (USt.-Pflichtiger in Deutschland) erbringt Bauleistungen für die Firma XYZ GmbH.
Die Rechnung wird ohne Mehrwertsteuer ausgestellt.
Auf der Rechnung steht: „Die Steuer wird vom Kunden abgeführt“.
Der Käufer XYZ GmbH meldet und führt die Mehrwertsteuer in seiner Steuererklärung ab.
Pflichten des Lieferanten und des Käufers
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Lieferant:
stellt die Rechnung ohne Mehrwertsteuer aus,
gibt die Lieferung in der Umsatzsteuer-Voranmeldung und gegebenenfalls in der Zusammenfassenden Meldung an (bei grenzüberschreitenden Lieferungen innerhalb der EU).
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Käufer:
meldet die Mehrwertsteuer auf die erhaltene Lieferung,
kann gleichzeitig den Vorsteuerabzug geltend machen (wenn berechtigt).

Vergessen Sie nicht, dass eine fehlerhafte Ausstellung der Rechnung oder das Nichtanmelden der Lieferung in der Umsatzsteuervoranmeldung zu Strafen durch das Finanzamt führen kann.
Zusammenfassung
Die Steuerschuldumkehr ist ein effektives Instrument im Kampf gegen Steuerbetrug. Es ist jedoch wichtig, richtig zu fakturieren, Aufzeichnungen zu führen und Meldungen abzugeben. Unternehmen sollten regelmäßig gesetzliche Änderungen überwachen, da die Liste der Lieferungen, die unter das Reverse-Charge-Verfahren fallen, geändert werden kann.
Wichtige Informationen:
Der Lieferant stellt die Rechnung ohne Mehrwertsteuer aus.
Die Verpflichtung zur Steueranmeldung liegt beim Käufer.
Auf der Rechnung muss stehen: „Die Steuer wird vom Kunden abgeführt“.
Wird hauptsächlich im Bauwesen, bei Technologien und im Handel innerhalb der EU verwendet.


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